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«Rockpolitik»: Celentano verärgert Berlusconi

Rom – Der italienische Pop-Star und Showmaster Adriano Celentano hat mit seiner am Donnerstagabend erstmals ausgestrahlten TV-Show «Rockpolitik» für Entrüstung im Regierungslager von Ministerpräsident Silvio Berlusconi gesorgt.

Die fast dreistündige Show widmete sich dem Thema «Meinungsfreiheit». Celentano hatte die Sendung von RAI 1 bis ins kleinste Detail selbst gestaltet. Die Ikone des Italo-Pop sparte dabei nicht mit Attacken gegen Regierungschef und Medientycoon Berlusconi wegen dessen Kontrolle über das italienische Mediensystem. In einer langen Tirade hob Celentano hervor, dass Italien laut internationaler Studien weltweit Platz 79 besetze, was Medienfreiheit betrifft.

Riesenerfolg
Die Show erwies sich als Riesenerfolg. Elf Millionen Italiener verfolgten das Programm, was der RAI Einschaltquoten von fast 50 Prozent bescherte – ein Riesenerfolg angesichts fünf weiterer landesweiter Sender im Land. Zu den Stargästen der Show zählten nicht nur Musiker wie Luciano Ligabue und Negrita, sondern auch der EU-Parlamentarier und Ex-RAI-Moderator Michele Santoro.

Seine Polit-Show war 2002 wegen ihres oft regierungskritischen Inhalts gestrichen worden. Adriano Celentanos Rückkehr mit einer eigenen TV-Show nach Jahren fast totaler Medienabstinenz hatte bereits vor Wochen für Debatten gesorgt. RAI-Direktor Fabrizio Del Noce hatte dem populären Sänger eine eigene, ohne Zensur von ihm selbst gestaltete Show zur besten Sendezeit zugesagt.

Beschwerden
Schon lang vor Beginn der Show beschwerten sich rechte Politiker jedoch über die Entscheidung, dem exzentrischen und manchmal als anarchisch geltenden Alt-Rocker vollkommen freie Hand zu lassen. Bis zuletzt hielt der 68-jährige Showmaster die Sendungsinhalte streng geheim. Die völlige Redefreiheit Celentanos sorgte für hitzige Reaktionen. «Dieses Programm ist abscheulich», wetterte der italienische Telekommunikationsminister Mario Landolfi, Spitzenpolitiker der rechten Alleanza Nazionale sprachen von einer «politisch gesinnten Show». Celentano gilt in Italien als Raubein alter Schule und ist deshalb schon öfter in die Kritik geraten. Der Sänger mit dem rasanten Hüftschwung wurde in den sechziger Jahren mit dem Gassenhauer «Azzurro» auch in der Schweiz berühmt. Skandale hatte Showmaster Adriano mit politischen «Predigten» bereits früher entfacht: Ende der 80er Jahre nutzte er seine Fernsehshow «Fantastico» als politische Bühne. «Ich könnte fünf Millionen Wählerstimmen verschieben», prahlte er damals.

22/10/2005 – Nachrichten (Svizzera)

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